HWK: Glänzende Geschäftslage im heimischen Handwerk

„Die Geschäfte im Handwerk des Kammerbezirks Münster laufen glänzend; wir verzeichnen die beste Konjunktur der vergangenen 25 Jahre“, fasste Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, die Ergebnisse der Herbstumfrage unter 463 Handwerksbetrieben aus 39 Berufen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region heute zusammen.

Der Geschäftslage-Indikator aus aktueller Lage und Prognose der Betriebe ist auf einen Spitzenwert geklettert: 92,2 Prozent. Nur im Herbst 1990 lag er minimal höher. Über alle Gewerke hinweg bezeichnen  47 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“. 44 Prozent berichten von einer „befriedigenden“ Situation. Der Anteil derjenigen, die ihre Lage als „schlecht“ sehen, ist mit 9 Prozent der niedrigste Wert seit 1992.

Den Boom erkennt die Handwerkskammer an der ausgeprägten Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität gegenüber dem Vorjahr: So hat die Auftragslage kräftig zugelegt. Im Schnitt reichen die Aufträge 6,3 Wochen weit. Der Umsatz legte weiter zu (im Saldo 7 Prozentpunkte). Die Kapazitäten der Betriebe sind zu 87 Prozent ausgelastet. Die Investitionstätigkeit des Handwerks ist nach wie vor rege, allerdings etwas weniger als im Vorjahr. Die Beschäftigungslage für Handwerker hat sich noch einmal verbessert. 21 Prozent der Betriebe haben zusätzliches Personal eingestellt. 13 Prozent reduzierten ihre Belegschaft.

Die Prognose der Betriebe besagt: Es wird in den nächsten 6 Monaten sogar noch besser. 22 Prozent sind optimistisch und meinen, die Konjunktur legt noch einmal zu. 71 Prozent prognostizieren, dass es so bleibt. Nur 7 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage.

Das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Regionen im Kammerbezirk zeigt sich auch in der aktuellen Umfrage. Allerdings ist die seit Jahrzehnten schwächere Emscher-Lippe-Region einen Hauch besser geworden – im Münsterland stieg der Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte auf 92,9 Prozent. In der Emscher-Lippe-Region legte er um 2,4 Prozentpunkte auf 90,1 Prozent zu.

Ein Vergleich der Geschäftslage nach Branchen anhand der Salden von Betrieben mit guter und schlechter Einschätzung zeigt:

Den Rekord stellt das Ausbaugewerbe auf (Saldo: 58 Prozentpunkte), das bei Niedrigzinsniveau von den Investitionen in Immobilien profitiert.

Es folgt das Bauhauptgewerbe (51 Prozentpunkte) mit der besten Umsatz- und Auftragslage und den höchsten Investitionen aller Branchen. Die Aufträge reichen am weitesten.

Überwiegend wohlauf ist das Gesundheitsgewerbe, das mit einem Geschäftslage-Saldo von 41 Prozentpunkten am optimistischsten in die Zukunft blickt und den kräftigsten Beschäftigungszuwachs verzeichnet.

Den Anbietern für den gewerblichen Bedarf geht es wieder besser (Saldo: 27 Prozentpunkte). Hier füllen sich die Auftragsbücher und sind die Kapazitäten stärker als im Vorjahr ausgelastet.

Das Kfz-Gewerbe mit einem Saldo von 18 Prozentpunkten hat sich etwas erholt, wird aber von der schlechtesten Auftragslage aller Branchen ausgebremst.

Obwohl die Nahrungsmittelgewerbe mit einem Geschäftslagesaldo von 14 Prozentpunkten einen Umsatzeinbruch verschmerzen müssen, konnte die Branche Beschäftigung aufbauen und hat kräftig investiert.

Im Personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe ist die Entwicklung der Geschäftslage per Saldo am wenigsten erfreulich (10 Prozentpunkte). Die Branche musste am stärksten Beschäftigung abbauen, der Umsatz sinkt und die Erwartungen sind am wenigsten optimistisch.

In einer gesonderten Umfrage haben 457 Handwerksbetriebe Auskunft über ihre  Investitionspläne gegeben. 279 der Befragten werden in den nächsten sechs Monaten Investitionen realisieren, 88 Prozent davon gleich hohe oder höhere als im vergangenen Halbjahr. „Das sind Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe“, unterstrich Hans Hund.

„Auch wenn die Handwerkskonjunktur momentan brummt und die meisten Betriebe alle Hände voll zu tun haben, sollten sie schon jetzt für die Zukunft sorgen, sich weiterentwickeln, innovativ sein, neue und andere Kunden gewinnen und verschiedene Bereiche abdecken,“ empfahl Dr. Thomas Ostendorf, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.

Sein Rat für Betriebe lautet: das niedrige Zinsniveau für Investitionen in eine hohe Produktivität nutzen, sich weiterbilden, um Auszubildende werben und ein Liquiditätspolster als Reserve für schlechtere Zeiten anlegen. Die Unternehmensberatung der Handwerkskammer Münster unterstütze Betriebe beim Erobern neuer Märkte durch Spezialberatungen zu neuen Technologien und Innovationen, Marketing, Senkung der Energiekosten, Außenwirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnik, so Dr. Ostendorf.